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Eine Nacht auf der Rappenseehütte - Allgäuer Alpen

  • Autorenbild: Hasret Mutlu
    Hasret Mutlu
  • 21. Sept.
  • 8 Min. Lesezeit

Zum Ende des Sommers war ich Anfang September in den Allgäuer Alpen unterwegs gewesen. Ich hatte ein recht überschaubares Zeitfenster von 24 h für eine kurze und feine Hüttentour. Warum nur 24 h? Im Anschluss stand nämlich ein Trailrunning-Camp von Trampelpfadlauf.de im Kleinwalsertal an, bei dem ich als Guide mitlaufe. Sozusagen bin ich einen Tag im Voraus bereits in die Berge gefahren, um eine Nacht auf der Hütte zu verbringen.


Eine große Tour hatte ich nicht unbedingt geplant, und recht spontan habe ich die Rappenseehütte in der Nähe von Oberstdorf gefunden. Die Bilder und Beschreibungen sprachen für sich. Spontane Buchungen sind meistens auf Hütten recht schwierig. Ich ergatterte tatsächlich noch den allerletzten Platz von circa 180 Schlafplätzen.


In diesem Beitrag nehme ich euch mit auf dieses 24h-Hüttenabenteuer in den Allgäuer Alpen und teile meine Erlebnisse und Erfahrungen auf dieser kurzen Tour. Warum 24 h auch mal reichen, um richtig viel zu erleben, erfahrt ihr in diesem Beitrag. Vielleicht als Inspiration, auch mal die kurzen und „kleinen“ Abenteuer mehr zu schätzen.


Inhaltsverzeichnis:


Wanderschild kurz vor dem letzten Aufstieg zur Hütte
Wanderschild kurz vor dem letzten Aufstieg zur Hütte

Die Anreise mit Verspätung


Meine Anreise ging am Hauptbahnhof von Köln los. Ich entschied mich gegen die lange Fahrt mit dem Auto und nahm den Zug nach Oberstdorf. Da ich ohnehin unterwegs arbeiten wollte, gönnte ich mir sogar auf dem Hinweg das Upgrade zur 1. Klasse. Mit dem ICE ging es für mich bis nach Ulm Hauptbahnhof. Von hier aus stieg ich um auf den Regionalzug. Mit Verspätung hatte ich bei der Fahrt gerechnet, und so kam ich mit einmal Umsteigen auf einen Schienenersatzverkehr zwischen Sonthofen und Oberstdorf circa 80 Minuten zu spät in Oberstdorf an. Es ärgerte mich nicht sonderlich, da ich im Zug weiterarbeiten und die Zeit produktiv nutzen konnte. Dennoch wollte ich nicht im Dunkeln an der Hütte ankommen.


Ich schloss in Oberstdorf am Bahnhof für 4 Euro (24 h) meinen Koffer und die übrigen Sachen, die ich für die Hüttentour nicht brauchte, in einem Schließfach ein. Meinen kleinen 30l-Rucksack für die Tour hatte ich bereits gepackt bei mir, und umgezogen war ich auch schon. Es funktionierte alles nach Plan.


Gepäckboxen am Bahnhof von Oberstdorf
Gepäckboxen am Bahnhof von Oberstdorf

In Oberstdorf habe ich dann noch den Bus bis zur Alpe Eschbach Richtung Birgsau genommen. Diesen Bus muss man allerdings separat zahlen, da er nicht im Deutschlandticket inkludiert ist. Eine einfache Hinfahrt kostete mich 4,50 Euro.


Endlich angekommen am Startpunkt meiner Tour konnte es losgehen: rauf auf die Berge und hoch zur Rappenseehütte.


Blick von oben auf die Alpe Eschbach
Blick von oben auf die Alpe Eschbach

Allgemeine Hinweise zur Tour & Planung


Die Strecke zur Hütte und den nächsten Tag mit den zwei Gipfeln habe ich mit Komoot geplant. Von der Alpe Eschbach bis zur Rappenseehütte waren es circa 8,9 km mit knapp 1200 Höhenmetern. Die Rappenseehütte liegt auf 2091 m. Am nächsten Tag waren dann noch die Gipfel Rappenseekopf (2469 m Höhe) und der Hochrappenkopf (2424 m Höhe) geplant.


Beide Tage sind anspruchsvolle Touren, bei denen Trittsicherheit, Schwindelfreiheit sowie eine gute Fitness und Kondition Pflicht sind. Auch entsprechende Ausrüstung wie geeignetes Schuhwerk im Gelände, warme Kleidung, Wetterschutz und Sicherheitsausrüstung, beispielsweise ein Erste-Hilfe-Kit mit Rettungsdecke, sind unbedingt mitzuführen.


Der Aufstieg zum Rappenseekopf ist laut den Wanderschildern mit „schwarz“ gekennzeichnet und stellt eine alpine und anspruchsvolle Tour dar. Auch der Übergang vom Rappenseekopf zum Hochrappenkopf setzt Bergerfahrung und die oben genannten Punkte voraus.


Für den zweiten Tag waren insgesamt 14 km vorgesehen. Im Aufstieg waren es 558 m und im Abstieg circa 1700 m zurück ins Tal zur Alpe Eschbach.



Steiler Aufstieg bei bestem Wetter


Gegen 15 Uhr ging es nach der langen Anreise vom Tal aus für mich los. Das Wetter hielt sich sehr gut, und am frühen Nachmittag schien die Sonne. Ich machte mich los und ging mit zügigen Schritten hoch. Die ersten 3 km war ich erst mal auf einer breiten Schotterstraße unterwegs. Im Fachjargon nennt man das auch „Waldautobahn“. Angekommen in der kleinen Siedlung Einödsbach ging es endlich auf einen schmalen Pfad durch den Wald weiter. Auf schmalen Wegen ging es hoch bis zur Almhütte Petersalpe auf circa 1296 m.


Einödsbach
Einödsbach

Ohne eine Rast zog ich weiter. Der Aufstieg wurde merklich steiler und die Wege immer wilder und schöner. Ausblicke gab es viele, und die Allgäuer Alpen begrüßten mich mit viel Sonnenschein. Ich genoss jeden Schritt in vollen Zügen, und jegliche Anstrengung tat gerade einfach gut. Umgeben von Ruhe und wunderschöner Bergkulisse marschierte ich bis zur Enzianhütte auf knapp 1804 m.


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Schmale Wege und steiler Aufstieg
Schmale Wege und steiler Aufstieg

Von hier aus hatte man jetzt schon tolle Weitblicke ins Tal und die umliegenden Berglandschaften. Mein Weg führte allerdings weiter hoch auf über 2000 m.

Die Beine fühlten sich noch frisch an, und ich zog weiter. Das letzte Stück von der Enzianhütte bis zur Rappenseehütte ist ein steiler, aber wunderschöner Aufstieg. Hier muss man sich das Abendessen erst mal verdienen. Unterwegs traf ich auch auf ein paar andere Wanderer*innen, mit denen ich später im Zimmer sein sollte.



Blick auf die Enzianhütte
Blick auf die Enzianhütte
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Blick Richtung Oberstdorf
Blick Richtung Oberstdorf

Es mag bis hierhin den Anschein machen, als ob ich da durchgerast bin, aber ich nahm mir unterwegs auch genug Zeit, um Fotos zu machen oder einfach kurz innezuhalten. Dennoch war ich pünktlich um 17:30 Uhr an der Rappenseehütte. Offiziell braucht man gemäß den Wanderschildern von der Alpe Eschbach fast 4 h.


Angekommen an der Rappenseehütte merkte ich direkt, dass ich jetzt in eine andere Welt eintreten werde. Es hört sich irgendwie esoterisch an oder doch verrückt, aber hier oben in den Bergen ist alles etwas anders: magisch, ruhig und doch auch sehr kraftvoll und mit sehr viel Energie. Kaum zu glauben, dass ich vor einigen Stunden noch in einer großen Stadt wie Köln war. Komplett verschiedene Welten und Aussichten.



Rappenseehütte
Rappenseehütte
Blick auf den Rappenseekopf
Blick auf den Rappenseekopf


Zeit auf der Hütte mit atemberaubenden Aussichten


Einige Hüttenübernachtungen habe ich in der Vergangenheit schon gemacht und dabei auch viele verschiedene Hütten kennenlernen dürfen. Die Rappenseehütte war mit Abstand die größte von allen. Sie gilt auch im Deutschen Alpenverein unter den 325 Hütten als größte Hütte. Erbaut wurde die Rappenseehütte im Jahre 1885 – ein alpiner Stützpunkt in Traumlage direkt am kleinen und großen Rappensee.


Wie anfangs schon geschrieben, hatte ich den letzten Platz in der Hütte gebucht. Dementsprechend war es auch sehr voll. Ich bekam ein Bett im Mehrbettzimmer direkt am Fenster. Ich war einer der Ersten im Zimmer und konnte mir entsprechend mein Bett aussuchen. Relativ schnell richtete ich mich im Zimmer ein und grüßte auch meine Zimmernachbarn für die kommende Nacht. Erst mal gab es Essen auf der Sonnenterrasse mit Blick auf die umliegenden Berge. Es war ein herrlicher Nachmittag. Zum Abendessen gab es Spinatknödel mit Pilzrahmsauce und natürlich eine Johannisbeerschorle. Das tat richtig gut.


Auf der Rappenseehütte gab es auch die Möglichkeit, warm zu duschen. Für 4 Euro konnte man sich eine Marke besorgen, um knapp drei Minuten zu duschen.

Nach der Dusche wollte ich unbedingt noch an den großen Rappensee – eine Runde spazieren und die letzten Sonnenstrahlen genießen. Allein die Kulisse am See und die Ruhe dort haben sich schon gelohnt, hierhin zu kommen.


Ich genoss ein fabelhaftes Farbenspiel am Himmel durch den Sonnenuntergang und war einfach extrem dankbar für diese Momente. Im Anschluss spazierte ich zurück zur Hütte, und da ich von der Anreise und der Tour recht müde war, entschied ich mich nach einem Stück Kuchen, direkt früh ins Bett zu gehen. In der Hütte war merklich viel los, und für mich war das in dem Moment auch einfach zu viel.


Großer Rappensee
Großer Rappensee
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Ich erfuhr, dass die meisten die Rappenseehütte als Start für den Heilbronner Höhenweg nehmen, der ziemlich bekannt und auch anspruchsvoll sein soll.

Für mich sollte es am nächsten Tag auf den Rappenseekopf gehen. Den Blick von da oben auf die Bergseen und die Rappenseehütte stellte ich mir atemberaubend vor, und ich schlief mit diesem Gedanken tief und fest ein.



Aufstieg zum Rappenseekopf und Hochrappenkopf


Der Morgen begann sehr früh. In der Hütte ist es üblich, dass die meisten ihre Tour so früh wie möglich starten wollen. Im Zimmer wurde fleißig zusammengepackt, und es war gerade erst kurz nach sechs Uhr. Ich blieb noch eine Weile liegen und döste etwas vor mich hin. Von meinem Bett aus sah ich aus dem Fenster und konnte die Berge beobachten. So langsam kam auch die Sonne dann irgendwann raus. Ich ließ mir alle Zeit der Welt, da ich keine großartig lange Tour vorhatte und wusste, dass ich bis in den Mittag hinein Zeit hatte, um wieder runter ins Tal zu kommen.


Murmeltier
Murmeltier

Als der Großteil der Leute raus war, stand ich auf, packte meine Sachen zusammen und zog mich um. Nach einem Kaffee und zwei Scheiben Marmeladenbrot machte ich mich von der Rappenseehütte auf in Richtung Rappenseekopf.


Ein toller Bergtag wartete auf mich: frische Luft, klarer Himmel und Sonne satt. Ich stieg über steiniges Gelände immer weiter hoch. Das letzte Stück hoch zum Rappenseekopf war mit etwas Kraxelei verbunden und teilweise nichts für schwache Nerven. Relativ zügig stand ich am Gipfelkreuz. Mit mir waren noch zwei Leute oben. Die Ruhe und die Aussicht waren grandios. Auch der Blick runter zur Rappenseehütte und auf die umliegenden Berge war unglaublich schön.


Blick auf die Rappenseehütte
Blick auf die Rappenseehütte
Rappenseekopf
Rappenseekopf
Weitsicht vom Rappenseekopf aus
Weitsicht vom Rappenseekopf aus

Ursprünglich wollte ich nur den Rappenseekopf mitnehmen und wieder auf dem gleichen Weg absteigen. Allerdings sah ich vom Rappenseekopf direkt den Hochrappenkopf – quasi ein Katzensprung. Den Aufstieg, den ich hinter mich gebracht hatte, wollte ich ehrlicherweise nicht absteigen. Einige Stellen waren schon recht steil gewesen. Ich entschied mich, von der anderen Seite des Rappenseekopfs runterzugehen und dann rüber zum Hochrappenkopf aufzusteigen.


Der Abstieg war für mich machbar. In steilen Serpentinen ging es erst mal ein gutes Stück runter, danach wieder hoch zum Hochrappenkopf. Auch hier war die Aussicht grandios. In der Ferne sah man auch den Biberkopf, der als schwarze Route ebenfalls eine anspruchsvolle alpine Tour darstellt. Am Hochrappenkopf war ich alleine und genoss die wunderbare Aussicht. Manchmal lohnt es sich auch, mal zurückzuschauen – und als ich dies bei den letzten Metern vorm Gipfel tat, sah ich auch ein majestätisches Tier: einen Steinbock.


Den Plan spontan zu ändern, hatte sich also voll ausgezahlt. Im Abstieg sah ich diesen Steinbock dann noch ein paar Mal aus entsprechender Ferne.


Steinbock unterhalb des Hochrappenkopf
Steinbock unterhalb des Hochrappenkopf
Aussicht vom Hochrappenkopf
Aussicht vom Hochrappenkopf
Gipfelkreuz Hochrappenkopf
Gipfelkreuz Hochrappenkopf

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Der Weg zurück


Ich stieg vom Hochrappenkopf ab und ging wieder zur Rappenseehütte. Auch weiter unten sah ich dann eine Menge Steinböcke. Angekommen an der Rappenseehütte gab es noch ein Skiwasser auf der Sonnenterrasse, bevor es dann runter ins Tal ging. Ich nahm den gleichen Weg runter und stieg wieder zur Alpe Eschbach ab, um dort dann den Bus zurück nach Oberstdorf zu fahren.


Den Abstieg genoss ich in vollen Zügen, und das Wetter hätte nicht besser sein können. Mit dem Bus ging es dann zurück nach Oberstdorf, um mein Gepäck wieder abzuholen und dann mit dem Walser Bus nach Riezlern ins Kleinwalsertal zu fahren.


24 h war ich weg, und in 24 h hatte ich wahnsinnig viel erlebt. Ich war extrem dankbar und glücklich, dass ich dieses kleine Abenteuer durchgezogen habe. Es hatte mir mehr gegeben, als ich mir hätte vorstellen können. Klar wäre ich gerne noch länger da oben geblieben, aber ich hatte das Beste aus der kurzen freien Zeit gemacht.


Manchmal muss man gar nicht wirklich lange oder krasse Aktionen machen, um wirklich rauszukommen. In meinem Fall haben diese 24 h mir eine unvergessliche Erinnerung beschert, an die ich mich gerne zurückerinnere.



Praktische Tipps


Zum Ende fasse ich euch für diese Tour einmal alle Infos und Tipps noch einmal zusammen:


  • Anreise: Köln Hbf - Oberstdorf Hbf mit der Bahn. Ab Oberstdorf mit dem Bus weiter Richtung Birgsau - Alpe Eschbach. Busticket kostet 4,50 Euro und ist nicht im D-Ticket enthalten.

  • Gepäck: Schließfach am Bahnhof Oberstdorf für 4 € (24 h)

  • Tourenplanung: Alpe Eschbach → Rappenseehütte (ca. 8,9 km, 1200 hm). Mit Komoot oder Alpenvereinskarten planen. Von der Rappenseehütte aus hat man viele Möglichkeiten weitere Touren zu gehen und Gipfel zu besteigen.

  • Übernachtung: Rappenseehütte (DAV, größte Hütte der Alpen mit ca. 180 Schlafplätzen). Frühzeitig buchen, spontane Plätze sind Glückssache.

  • Dusche: Warmwasser gegen Gebühr (4 € für ca. 3 Minuten).

  • Tour am 2. Tag: Rappenseekopf (2469 m) und Hochrappenkopf (2424 m). Anspruchsvoll, schwarz markiert, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit & gute Kondition erforderlich.

  • Ausrüstung: Feste Bergschuhe, Wetterschutz, warme Kleidung, Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke, Proviant für unterwegs, ausreichend Wasser und Hüttenschlafsack nicht vergessen.

  • Highlight: Steinböcke beobachten rund um den Hochrappenkopf – unvergesslich!



Euer


Hasret



Dieser Beitrag enthält unbezahlte Markennennungen. Die genannten Informationen basieren auf meinen persönlichen Erfahrungen und stellen keine bezahlte Werbung dar. Alle Angaben und Informationen erfolgen nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr.

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